Ein etwas anderes Fotoshooting an der Dömitzer Eisenbahnbrücke
Das Shooting fand kurzfristig statt und ich entschied es an der alten Dömitzer Eisenbahnbrücke stattfinden zu lassen.
Eine perfekte Location in der Hinsicht, dass die Brücke in den Jahren 1870 bis 1873, der Zeit des jungen Deutschen Kaiserreiches errichtet wurde, und die Darsteller genau diesen Zeitraum des bespielen.
Gerade in dieser Zeit oder in diesem Jahr, in dem nahezu alle Reenactment-Veranstaltungen im In- und Ausland abgesagt wurden ist solch ein Shooting eine mehr als abwechslungsreiche Angelegenheit und Besonderheit.
Die Dömitzer Eisenbahnbrücke bestand am westlichen Elbufer
aus 16 Vorlandbrücken mit Stützweiten von je 33,9 m. Das Flussbett wurde mit
vier Brückenfeldern bei Stützweiten von je 67,8 m und einer Drehbrücke mit
2×18,2 m überspannt. Das östliche Vorland überbrückten weitere vier Brücken bei
Stützweiten von je 33,9 m.
Die Überbauten waren Balkenbrücken mit schmiedeeisernen
Fachwerkträgern und untenliegender Fahrbahn. Die Längsträger wurden als
Schwedlerträger ausgeführt, deren Konstruktionshöhe mit maximal 10 m dem
Verlauf der Momentenbeanspruchung näherungsweise folgte. Der Berliner Ingenieur
Ernst Häseler plante das Bauwerk, das Brückenbauunternehmen Harkort’sche Fabrik
von Johann Caspar Harkort aus Duisburg errichtete es. Aufgrund der Nähe zur
Festung Dömitz wurden der Berlin-Hamburger Eisenbahn-Gesellschaft folgende
Bauauflagen erteilt, um die Brücke gegen einen Elbübertritt des Feindes
verteidigen zu können:
„Die Elbbrücke bei Dömitz darf höchstens 2000 Schritt von der Zitadelle zu
Dömitz entfernt sein und muss eine Drehbrücke, ähnlich wie bei der Brücke zu
Hämerten enthalten. Außerdem sind zwei Strompfeiler mit Demolierungsminen zu
versehen und die beiderseitigen Zugänge der Brücke durch tambourartige
Abschlüsse mit Wachtblockhäusern zu sichern.(…) Die Gesellschaft kann für
Kriegsbeschädigungen und Demolierungen, es mögen solche vom Feinde ausgehen,
oder im Interesse der Landesvertheidigung veranlasst werden, weder vom Territorial-Staate
noch vom Norddeutschen Bund einen Ersatz in Anspruch nehmen“.
Auch aus diesem Grund befand sich an jedem Brückenende ein wehrhaft ausgebautes
Brückenhaus, wie es heute noch linkselbisch vorhanden ist. Beide Brückenhäuser
sollten im Kriegsfall die Verteidigung der Brücke verbessern. Dazu sollte auch
die unmittelbare Nähe zur Dömitzer Festung beitragen, die zur Bauzeit der
Brücke noch militärisches Objekt und Standort eines mecklenburgischen
Regimentes war.
Da die Hauptstrecke keine überregionale Bedeutung erlangte,
reichte für das Verkehrsaufkommen der eingleisige Betrieb. Folglich war auch
auf der zweigleisig angelegten Eisenbahnbrücke nur ein Gleis genutzt.
Nach einem Luftangriff am 20. April 1945 stürzte der
östliche Überbau vor der Drehbrücke in die Elbe. Weil das Bauwerk die
innerdeutsche Grenze querte, unterblieb ein Wiederaufbau. Im Jahr 1978 wurden
aufgrund von Einsturzgefahr die verbliebenen drei Strombrücken und deren
Pfeiler abgerissen, 1988 folgte der östliche Abschnitt mit der Drehbrücke und
den zugehörigen Vorlandbrücken. Heute existieren noch die 16 westlichen
Vorlandbrücken mit dem zugehörigen Brückenkopf; sie stehen unter Denkmalschutz.
Im Jahre 2009 wurde die Brücke vom Eigentümer, der Deutschen
Bahn, meistbietend zum Verkauf angeboten. Die Versteigerung der Brücke
inklusive mehr als 70.000 m² Grundstücksfläche fand am 10. April 2010 in Berlin
statt, das Mindestgebot wurde vom Auktionshaus auf 19.800 Euro festgesetzt. Den
Zuschlag erhielt ein niederländisches Immobilienunternehmen für die Summe von
305.000 €.
Für das Jahr 2021 ist ein weiteres Shooting mit Darstellern aus der Szene Deutsches Kaiserreich geplant, unter möglicher Einbeziehung einer alten Festung.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen