Bildband "Der Erste Weltkrieg in Farbe"

Die Schlacht um Verdun
Niemand wollte ihn und doch zog er sich in rasender Geschwindigkeit wie ein Flächenbrand über die Kontinente: der Erste Weltkrieg. Wie schrieb der fanzösische Schriftsteller Romain Rolland am 31. Juli 1914 in sein Tagebuch: "Die Luft ist lieblich, der Duft der Glyzinien schwebt in der Nacht;
und die Sterne funkeln in so reinem Glanz! In diesem göttlichen Frieden und in dieser zarten Schönheit beginnen die Völker Europas das große Morden". 
Bis Weihnachten sollten die deutschen Soldaten nach militärischer Planung wieder heimgekehrt sein. Vier Jahre später beklagten 40 Nationen 17 Millionen Tote:
Dass es von der "Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts" neben Schwarzweiß-Aufnahmen und kolorierten Bildern auch echte Farbfotografien gibt, ist bis heute kaum bekannt. Möglich machte dies seit 1907 das Autochrom-Verfahren der Brüder Lumiere: Erstmals genügte eine einzige Belichtung, um farbige Durchsichtbilder zu produzieren. Winzige farbige Stärkepartikel verliehen den Autochrom-Aufnahmen einen ästhetischen Reiz, wie sie auch Gemälde aufweisen. Eine Auswahl aus wenigen Tausend Fotos bietet das 2014 vom Verlag Taschen veröffentlichte Buch "Der Erste Weltkrieg in Farbe", begleitet von Texten des zeitgeschichtlich bewanderten Autors Peter Walther.
Obwohl die Fotografien aus einer Zeit voller Zerstörung, Leid und Tod stammen, können sie kaum schockieren: Zum einen, weil das Aufkommen von Kriegen in unserer heute medial vernetzten und globalisierten Gesellschaft abgestumpft hat, und zum anderen, weil die damals schwerfällige Autochrom-Ausrüstung mit einem Gewicht bis zu 15 Kilogramm und extrem langen Belichtungszeiten einen Einsatz im belebten Kriegsgeschehen unmöglich machte. Die Szenen wurden gestellt. Das führte nicht nur zum Verlust einer gewissen Authentizität, sondern gelegentlich zu absurden Verzerrungen: Dramatische Bildinhalte in der Ästhetik eines beschaulichen Gemäldes ergeben bizarre Abbilder vom Grauen des Krieges und spiegeln einen fast kindlichen Umgang damit wider. Obwohl die Farbfotografien aus dem Ersten Weltkrieg nicht viel mit der Reportagefotografie unserer Tage zu tun haben und nicht selten propagandistisch motiviert waren, entsprechen sie im Rückblick doch dem Anspruch der historischen Dokumentation.

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